K. K.


Socialiste et paysan

(1880)


Aus Jahrbuch für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, I. Jg, 2. Hälfte, Zürich 1880, S. 203.
Transkription: Archive.org.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


L. Maria
Socialiste et paysan
1. Coup d’œil général;
2. Du but, des moyens et de leur légitimité;
3. Organisation révolutionnaire des groupes corporatives

Paris 1879

Diese drei Broschüren verfolgen den löblichen Zweck, den Bauern den Sozialismus mundgerecht zu machen. Leicht fasslich und fliessend geschrieben, dürfte die Eindringlichkeit und Wärmlichkeit ihrer Argumentationen auf ein gewisses Publikum nicht ohne Wirkung bleiben, und es dürfte derselben wenig Eintrag thun, dass der Verfasser in dem Bestreben, populär zu sein, manchmal etwas gar zu weitschweifig wird, und dass er den Gegner des Sozialismus doch etwas gar zu dumm sprechen lässt. Die Broschüren haben nur einen grossen Fehler: den Titel. Diesem entsprechen sie ganz und gar nicht. Die bäuerlichen Verhältnisse werden nur flüchtig behandelt, indes das Verhältniss zwischen Kapital und Arbeit breit ausgesponnen wird. In der dritten und besonders in der zweiten Broschüre – dieselben sind in der Form von Unterredungen abgefasst – ist der Bauer stiefmütterlich bedacht. Während Arbeiter und Bourgeois das grosse Wort führen, ist es ihm kaum vergönnt, hie und da ein schüchternes Zeichen von Zustimmung zu äussern.

Und dann! Welch’ ein Bauer ist dieser Vater Guillaume!

Herrn Maria dürfte derselbe eher in einem George Sand’schen Romane als in einem Dorfe begegnet sein. Dieser seltene Mann kommt zur Einsicht, dass er seinen Taglöhnern eigentlich doch einen miserablen Lohn zahle; er denkt so freigeistig, dass er sich über die Weiber moquirt, da sie in die Kirche gehen ; er ist so ein Enthusiast, dass er nur sozialistische Arbeiter beschäftigen will, weil ihre Sache die gerechte sei, und dass ihm der Vorschlag ganz plausibel erscheint, er möge seiner Zeit der Gemeinschaft übergeben, da er doch wenig oder nichts dabei verliere, die Menschheit aber gewinne.

Dass dieser für Gerechtigkeit, Fortschritt und Humanität schwärmende Bauer sich durch die Argumentationen Gérards – so heisst der Sozialist in den Broschüren – überzeugen lässt, ist kein Wunder, aber ich fürchte, mit den Bauern von Fleisch und Bein wird es nicht so schnell gehen. Immerhin ist der Versuch des Herrn Maria ein anerkennenswerther, und es ist nur zu wünschen, dass er nicht vereinzelt bleiben möge. Mache man sich nur einmal ernstlich an die Agitation unter den Bauern: Wenn man sich durch anfängliche Misserfolge nicht abschrecken lässt, wird man mit der Zeit schon durch die Erfahrung auf die richtige Taktik geleitet werde.


Zuletzt aktualisiert am 19. September 2016