Karl Marx

 

Über F. Lists Buch „Das nationale System der politischen Ökonomie“

(1845)


Zuerst erschienen in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft 3/1972, 14. Jg., Berlin, S. 425 – 446
Die Ausgabe folgt der Seperatausgabe Kritik der bürgerlichen Ökonomie : Neues Manuskript von Marx und Rede von Engels über F. List, Berlin (West), VSA 1972, S. 7-43.
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Dass das Bewusstsein von dem Tod des Bürgertums selbst schon in das Bewusstsein des deutschen Bourgeois gedrungen ist, so ist der deutsche Bourgeois naiv genug, diese „Traurigkeit“ selbst zu gestehn. „Darum ist es auch so traurig, wenn man die Übel, womit in unsern Tagen die Industrie begleitet ist, als Motiv geltend machen will, die Industrie selbst von sich abzuweisen. Es gibt weit größere Übel, als einen Stand von Proletariern; leere Schatzkammern – National-Unmacht – National-Knechtschaft – Nationaltod“ p. LXVII [1*]. Es ist wahrhaft traurig, dass das Proletariat schon da ist und schon Ansprüche macht und schon Furcht einflößt, eh der deutsche Bürger noch zur Industrie gelangt ist. Was den Proletarier selbst betrifft, so wird er gewiss seinen Stand fröhlich finden, wenn die herrschende Bourgeoisie volle Schatzkammern und Nationalmacht hat. Herr List sagt nur, was für die Bourgeoisie trauriger ist. Und wir gestehn, dass es sehr traurig für ihn ist, dass er grade in dem ungeeigneten Augenblick die Industrieherrschaft aufbringen will, wo die durch sie erzeugte Knechtschaft der Mehrzahl ein allgemein bekanntes factum geworden ist. Der deutsche Bourgeois ist der Ritter von der traurigen Gestalt, der grade die irrende Ritterschaft einführen wollte, als die Polizei und das Geld aufkamen. Ein großes Hindernis (Ungelegenheit), worin der deutsche Bourgeois bei seinem Streben nach industriellem Reichtum sich befindet, ist sein bisheriger Idealismus. Wie kommt dieses Volk des „Geistes“ auf einmal dazu, in Calicot, Strickgarn, self-acting mule dem Materialismus der Maschinerie, in einem Haufen von Fabriksklaven, in den gefüllten Säckeln der Herren Fabrikanten die höchsten Güter der Menschheit zu finden ? Der hohle, windige, sentimentale Idealismus des deutschen Bürgers, hinter dem der kleinlichste, schmutzigste Krämergeist verborgen liegt, die feigste Seele sich versteckt, ist zur Epoche gekommen, wo er notwendig sein Geheimnis verraten muss. Aber er verrät es wieder in echt deutscher, überschwänglicher Weise. Er verrät es mit idealistischchristlicher Scham. Er verleugnet den Reichtum, indem er ihn erstrebt. Er verkleidet sich ganz idealistisch den geistlosen Materialismus, und dann erst wagt er, nach ihm zu haschen. Der ganze ... theoretische Teil des Listschen Systems ist nichts als eine Verkleidung des industriellen Materialismus der aufrichtigen Ökonomie in ideale Phrasen. Die Sache lässt er überall bestehn, aber den Ausdruck idealisiert er. Wir werden dies im einzelnen verfolgen. Eben diese hohle idealistische Phraseologie gibt ihm darum auch die Fähigkeit, die realen Schranken, die sich seinen frommen Wünschen entgegensetzen, zu verkennen und sich den albernsten Phantasien hinzugeben. (Was wäre aus der englischen und französischen Bourgeoisie geworden, wenn sie erst einen hohen Adel, eine wohllöbliche Bürokratie und die angestammten Herrscherhäuser um Erlaubnis gesucht hätte, die „Industrie“ mit „Gesetzeskraft“ einzuführen?).

Der deutsche Bürger ist selbst religiös, wo er industriell ist. Er scheut sich, von schlechten Tauschwerten, nach denen er lungert, zu sprechen und spricht von Produktivkräften, er scheut sich, von Konkurrenz zu sprechen, und spricht von einer nationalen Konföderation der nationalen Produktivkräfte, er scheut sich, von seinem Privatinteresse zu sprechen, und spricht vom Nationalinteresse. Wenn man den offenherzigen, klassischen Zynismus betrachtet, womit die englische und französische Bourgeoisie in ihren ersten, wenigstens im Beginn ihrer Herrschaft wissenschaftlichen Wortführern der Nationalökonomie den Reichtum zu Gott erhob und ihn, diesem Moloch, rücksichtslos alles, auch in der Wissenschaft, opferte, und wenn man dagegen die idealisierende, phrasenklaubende, bombastische Weise des Herrn List betrachtet, der mitten in der Ökonomie den Reichtum der „gerechten Männer“ verachtet und höhre Zwecke kennt, so muss man es „auch traurig“ finden, dass heutzutage kein Tag mehr ist für den Reichtum. Herr List spricht immer in Molossus-Versmaßen. Er bläht sich beständig zu einem schwerfälligen und wortreichen Pathos auf, dessen Kern in steter Wiederholung die Schutzzölle und „teutsche“ Fabriken, dessen trübes Gewässer stets in letzter Instanz auf die Sandbank treibt. Er ist beständig sinnlich-übersinnlich.

Der deutsche idealisierende Philister, der reich werden will, muss sich natürlich vorher erst eine neue Theorie des Reichtums schaffen, die letztem würdig macht, von ihm erstrebt zu werden . Die Bürger in Frankreich und England sehn das Ungewitter herannahen, das das wirkliche Leben dessen, was man bisher Reichtum nannte, praktisch vernichten wird, und der deutsche Bürger, der noch nicht zu diesem schlechtem Reichtum gekommen ist, versucht eine neue „spiritualistische“ Interpretation desselben. Er schafft sich eine „idealisierende“ Ökonomie, die nichts gemein hat mit der profanen französischen und englischen Ökonomie, um sich vor sich und der Welt zu rechtfertigen, dass er auch reich werden will. Der deutsche Bürger beginnt seine Schaffung des Reichtums mit der Schöpfung einer überschwänglichen, heuchlerisch-idealisierenden Nationalökonomie.

Wie Herr List die Geschichte Interpretiert und sich zu Smith und seiner Schule verhält

So submissest Herr List gegen Adel, angestammte Herrscherhäuser, Bürokratie ist, so „frech“ tritt er gegen die französische und englische Ökonomie auf, die das Geheimnis des Reichtums zynisch verraten hat und alle Illusionen über seine Natur, Tendenz und Bewegung unmöglich gemacht hat, deren Reihenführer Smith ist. Herr List fasst sie alle unter dem Namen „die Schule“ zusammen. Da es sich nämlich dem deutschen Bürger um Schutzzölle handelt, so hat ihm die ganze Entwicklung der Ökonomie seit Smith natürlich keinen Sinn, weil die hervorstechendsten Vertreter derselben alle die jetzige bürgerliche Gesellschaft der Konkurrenz und Handelsfreiheit zur Voraussetzung haben.

Der deutsche Philister zeigt hier in vielfacher Weise seinen „nationalen“ Charakter.

1) Er sieht in der ganzen Ökonomie nichts als Systeme, die auf den Studierstuben ausgeheckt sind. Dass die Entwicklung einer Wissenschaft wie die der Ökonomie mit der wirklichen Bewegung der Gesellschaft zusammenhängt oder nur ihr theoretischer Ausdruck ist, ahnt Herr List natürlich nicht. Deutscher Theoretiker.

2) Weil seine eigne Theorie (Schrift) einen geheimen Zweck verbirgt, ahnt er überall geheime Zwecke. Als echt deutscher Philister sucht Herr List, statt die wirkliche Geschichte zu studieren, nach den geheimen schlechten Zwecken der Individuen und weiß sich viel mit seiner Pfiffigkeit, diese herauszugrübeln (herauszufinden). Er macht große Entdeckungen in der Art, dass Adam Smith mit seiner Theorie die Welt täuschen wollte und dass die übrige Welt sich von ihm täuschen ließ, bis der große Herr List sie aus ihrem Traum erlöste, etwa in der Art, wie ein Düsseldorfer Gerichtsrat die römische Geschichte für eine Erfindung der mittelalterlichen Mönche ausgab, um die Herrschaft Roms zu begründen. Wie aber der deutsche Bürger überhaupt seinem Feinde nicht besser entgegenzutreten weiß, als indem er ihm einen moralischen Makel anheftet, seine Gesinnung verdächtigt, nach schlechten Motiven für seine Handlung sucht, kurz, indem er ihn in üble Nachrede bringt und persönlich verdächtigt, so verdächtigt Herr List die englischen und französischen Ökonomen, erzählt Klatschgeschichten von ihnen, und wie der deutsche Philister im Handel nicht das kleinste Profitchen und Eskamotage verschmäht, so verschmäht es Herr List nicht, Worte aus Zitaten zu eskamotieren, um sie profitlich zu machen, seinen eignen schlechten Fabrikaten das Etikett seiner Gegner aufzukleben, um sie in Verruf zu bringen, indem er sie verfälscht, oder gar entschiedne Lügen zu ersinnen, um seinen Konkurrenten um den Kredit zu bringen.

Wir geben einige Proben von der Verfahrungsweise des Herrn List.

Man weiß, dass die deutschen Pfaffen der Aufklärung keinen gründlichem Todesstoß versetzen zu können glaubten, als indem sie uns alberne Anekdote und Lüge erzählen, Voltaire habe auf seinem Todesbette seine Lehre aufgegeben. Auch Herr List führt uns an Smiths Totenbett und berichtet uns, es habe sich da gezeigt, dass er es nicht aufrichtig gemeint mit seiner Lehre.

Doch man höre Herrn List selbst und sein weiteres Urteil über Smith. Wir setzen neben ihn die Quelle seiner Weisheit.

List

„In Erinnerung gebracht hatte ich aus Dugald Stewards Biographie, wie dieser große Geist nicht ruhig habe sterben können, bis alle seine Manuskripte verbrannt gewesen, womit ich (habe) zu verstehen geben wollen, wie dringend der Verdacht sei, dass diese Papiere Beweise gegen seine Aufrichtigkeit enthielten. p. LVIII. Nachgewiesen hatte ich, wie seine Theorie von den englischen Ministern benützt worden sei, um andren Nationen zum Vorteil Englands Sand in die Augen zu streuen.“ I.c. (LVIII, LIX) „Adam Smiths Lehre ist in Beziehung auf die nationalen und internationalen Verhältnisse eine bloße Fortsetzung des physiokratischen Systems. Gleich diesem ignoriert sie die Natur der Nationalitäten, und setzt sie den ewigen Frieden und die Universalunion als bestehend voraus.“ p. 475.

Ferrier, F.L.A. „Du gouvernement considéré dans ses rapports avec le commerce.“ Paris 1805;

„Ist es möglich, dass Smith, indem er so viel falsche Räsonnements zugunsten der Handelsfreiheit aufhäufte, aufrichtig war ?...

Smith hatte zum geheimen Zweck, in Europa Prinzipien auszustreuen, wovon er sehr wohl wusste, dass die Adoption seinem Lande den Weltmarkt liefern würde“. (p. 385,386.)

„Man ist selbst autorisiert zu glauben, dass Smith nicht immer dieselbe Doktrin gelehrt hatte; und wie anders die Qualen erklären, die ihn auf dem Totenbett die Furcht empfinden ließen, dass die Manuskripte seiner Vorlesungen ihn überleben würden“. p. 386.

Er wirft Smith vor, Commissaire des douanes gewesen zu sein. „Smith hat fast immer räsoniert wie die Ökonomisten (Physiokraten), ohne Rücksicht zu nehmen auf die Trennung der Interessen der verschiednen Nationen und in der Voraussetzung, wo in der Welt nur eine Gesellschaft existieren würde. Lassen wir alle diese Projekte der Union.“ p. 381, p. 15.

Herr Ferrier war inspecteur des douanes unter Napoleon und liebte sein Handwerk.

J. B. Says Ökonomie wird als eine verunglückte Spekulation von Herrn List begriffen. Wir werden sogleich sein vollständiges Urteil über Says Leben mitteilen. Vorher noch ein Beispiel von der Art, wie er andre Schriftsteller abschreibt und im Abschreiben verfälscht, um seine Gegner zu treffen.

List

„Say und MacCulloch scheinen vom diesem Buche“ (des Antonio Serra aus Neapel) „nicht mehr als den Titel gesehen oder gelesen zu haben; beide werfen es vornehm auf die Seite mit der Bemerkung: es handle nur vom Gelde, und schon der Titel beweise, dass der Autor in dem Irrtum befangen gewesen, die edlen Metalle als alleinige Gegenstände des Reichtums zu betrachten. Hätten sie weiter gelesen“ etc. p. 456.

Graf Pecchio:

Geschichte der politischen Ökonomie in Italien“ etc., Paris 1830/11/. „Die Fremden suchten Serra des Verdienstes zu berauben, der erste Gründer der Prinzipien dieser Wissenschaft“ (der politischen Ökonomie) „gewesen zu sein. Was ich soeben sage, kann durchaus nicht auf Herrn Say bezogen“ (appliziert) „werden, welcher, immer vorwerfend dem Serra, nur die Materie von Gold und Silber als Reichtümer betrachtet zu haben, ihm nichtsdestoweniger den Ruhm zediert, der erste gewesen zu sein, der kennen“ (connaître) „ließ die produktive Macht der Industrie ... Meine Klage adressiert sich an Herrn Mac Culloch ... Wenn Herr Mac Culloch ein wenig mehr als den Titel gelesen hätte“ etc. p.76,77.

Man sieht, wie Herr List den Pecchio, den er abschreibt, absichtlich verfälscht, um Herrn Say in Verruf zu bringen. Nicht minder falsch sind die Lebensnotizen, die über Say mitgeteilt werden.

Herr List sagt von ihm: „Erst Kaufmann, dann Fabrikant, dann verunglückter Politiker, griff Say zur politischen Ökonomie, wie man zu einem neuen Unternehmen greift, wenn das alte nicht mehr gehn will... Hass gegen das Kontinentalsystem, das ihm seine Fabrik zerstört, und gegen dessen Urheber, der ihn aus dem Tribunat verstoßen hatte, bestimmte ihn, die Partei der absoluten Handelsfreiheit zu ergreifen.“ p. 488,489. Also Say ergriff das System der Handelsfreiheit, weil seine Fabrik durch das Kontinentalsystem ruiniert wurde! Aber wie, wenn er sein „Traité d'économie politique“ geschrieben hätte, ehe er eine Fabrik besaß? Say ergriff das System der Handelsfreiheit, weil Napoleon ihn aus dem Tribunat verstieß. Aber wie, wenn er als Tribun das Buch geschrieben hätte? Wie, wenn Say, der nach Herrn List ein verunglückter Geschäftsmann war, der in der Literatur nur einen Betriebszweig erblickte, von früher Jugend an eine Rolle in der französischen literarischen Welt gespielt?

Woher hat Herr List seine Neuigkeiten? Aus der dem „Cours Complet d'économie politique“ vorgedruckten „Historischen Notiz über das Leben und Werke J. -B. Says“ von Charles Comte.[2*] Was berichtet diese Notiz? Diese enthält aber von allen seinen Angaben das Gegenteil. Man höre: J.-B. Say wurde von seinem Vater, einem Kaufmann, dem Handel bestimmt. Sein Hang zog ihn jedoch zur Literatur. Er publizierte 1789 eine Broschüre für Pressefreiheit. Er schreibt seit dem Beginn der Revolution mit am „Courrier de Provence“, den Mirabeau publizierte. Er wurde ebenso beschäftigt in den Büros des Ministers Claviere. Sein Hang „für die moralischen und politischen Wissenschaften“ wie der Bankrott seines Vaters bestimmten ihn, den Handel ganz aufzugeben und sich die Kultur der Wissenschaften zu seiner einzigen Beschäftigung zu machen. 1794 wurde er Redacteur en chef der „Décade philosophique, littéraire et politique“. Napoleon ernannte ihn 1799 zum Mitglied des Tribunats. Die Muße, die ihm seine Funktion als Tribun ließ, benutze er, um den „Traité politique“ auszuarbeiten, den er 1803 publizierte. Er wurde aus dem Tribunat verstoßen, weil er zu den wenigen gehörte, die Opposition zu machen wagten. Es wurde ihm ein lukrativer Posten in den Finanzen angetragen, er lehnt ihn ab, obgleich chargé de six enfants et n'ayant presque point de fortune...,[3*] er hätte die angebotnen Funktionen nicht erfüllen können, ohne zur Exekution eines Systems zu konkurrieren, das er als funeste für Frankreich beurteilt hatte. Er legte eine Baumwollspinnerei an etc.

Wenn der Makel, den Herr List hier dem Say anheftet, durch Verfälschung entstanden ist, so ist es nicht minder das Lob, das er dem Bruder desselben, Louis Say, erteilt. Um zu beweisen, dass Louis Say die listige Ansicht teilt, verfälscht er eine Stelle desselben. Herr List sagt p. 484:

„Nach seiner“ (Louis Says) „Meinung besteht der Reichtum der Nationen nicht in den materiellen Gütern und in ihrem Tauschwert, sondern in der Fähigkeit, diese Güter fortwährend zu produzieren

Nach Herrn List sind folgendes die eignen Worte Louis Says:

Der Louis Say des Herrn List

„La richesse ne consiste pas dans les choses qui satisfont nos besoins ou nos goûts, mais dans le pouvoir d'en jouir annuellement“[4*]. Études sur la riches se des nations"[5*] p. 10.

Der wirkliche Louis Say

„Quoique la richesse ne consiste pas dans les choses qui satisfont nos besoins ou nos goûts,mais dans le revenu ou dans le pouvoir d'en jouir annuellement...“[6*] p.9-10

Say spricht also nicht von der Fähigkeit zu produzieren, sondern von der Fähigkeit zu genießen, von der Fähigkeit, die das „Einkommen“ (Revenu) einer Nation gibt; Aus dem Missverhältnis zwischen der anwachsenden Produktionskraft und der Revenu einer Nation im allgemeinen und aller Klassen im besondern sind grade die Herrn List feindseligsten Theorien wie z. B. die von Sismondie und Cherbuliez hervorgegangen. Geben wir nun ein Beispiel von der Unwissenheit des Herrn List in Beurteilung der Schule. Er sagt von Ricardo (List. Zu den Produktivkräften):

„Überhaupt ist die Schule seit Adam Smith in ihren Forschungen nach der Natur der Rente unglücklich gewesen. Ricardo und nach ihm Mill, MacCulloch und andere sind der Meinung, die Rente werde für die den Grundstücken beiwohnende natürliche Produktivfähigkeit bezahlt. Ersterer hat auf diese Ansicht ein ganzes System gegründet.. Da er (aber) nur die englischen Zustände vor Augen hatte, so verfiel er in die irrige Ansicht, diese englischen Äcker und Wiesen, für deren angebliche natürliche Ertragsfähigkeit gegenwärtig so schöne Renten bezahlt werden, seien zu jeder Zeit die nämlichen Äcker und Wiesen gewesen.“ p, 360.

Ricardo sagt:

„Wenn das Mehr des Produkts, das die Grundrente bildet, ein Vorteil ist, so wäre zu wünschen, dass alle Jahre die neu konstruierten Maschinen unproduktiver würden als die alten; dies gäbe den produzierten Waren einen Mehrwert im ganzen Lande; man würde allen eine Rente zahlen, welche die produktivsten Maschinen besitzen.“ „Die Grundrente steigt um so schneller , je mehr die produktiven Kräfte der disponiblen Ländereien sich vermindern. Der Reichtum des Landes wächst, wo man durch die Verbesserungen in der Agrikultur ohne verhältnismäßige Vermehrung der Arbeit die Produkte vermehren kann und wo folglich das Anwachsen der Grundrente sehr langsam ist.“ p. 77 und 80-82. Ricardo. Von den Prinzipien der politischen Ökonomie etc., Paris 1835, T.I. [7*].

Nach Ricardos Lehre ist die Rente, weit entfernt, die Folge der dem Boden beiwohnenden natürlichen Produktionsfähigkeit zu sein, vielmehr eine Folge der immer größer werdenen Improduktivität des Bodens, Folge der Zivilisation und der fortschreitenden Population. Solange der fruchtbarste Boden noch in unbegrenzter Quantität zu Gebot steht, gibt es nach ihm noch keine. Die Rente wird also bestimmt durch das Verhältnis der Population zu den disponiblen Ländereien. Ricardos Lehre, die der ganzen Anti-Cornlaw-League in England und der Antirent-Bewegung in den nordamerikanischen Freistaaten zur theoretischen Basis dient, musste von Herrn List, vorausgesetzt, dass er sie mehr als vom Hörensagen kannte, schon deshalb verfälscht werden, weil sie beweist, wie sehr „freie, mächtige und reiche Bürger“ (p. LXVI) geneigt sind, „emsig“ an der „Grundrente“ zu arbeiten und ihnen (den Grundeigentümern) den Honig vom Stock zuzuführen (p. LXIV). Ricardos Lehre von der Grundrente ist nichts als der ökonomische Ausdruck von einem Kampfe auf Leben und Tod des industriellen Bürgers gegen den Grundeigentümer. Herr List belehrt uns über Ricardo weiter dahin:

„Gegenwärtig ist die Tauschwertstheorie so sehr in Impotenz verfallen, ... dass Ricardo... sagen durfte: Die Gesetze zu bestimmen, nach welchen der Ertrag des Grund und Bodens auf die Grundbesitzer, Pächter und Arbeiter verteilt werde, sei Hauptaufgabe der (politischen) Ökonomie.“ p. 493.

Die hierzu nötigen Bemerkungen am geeigneten Platz zu machen.

Den Gipfel der Infamie erreicht Herr List in seiner Beurteilung Sismondis:

List

„Er“ (Sismondi) „will z. B., dass dem Erfindungsgeist Zaum und Gebiss angelegt werde.“ p. XXEX

Sismondi

„Nicht gegen die Maschinen, nicht gegen die Entdeckungen, nicht gegen die Zivilisation sind meine Einwürfe gerichtet, sie sind es gegen die moderne Organisation der Gesellschaft. Organisation, die zugleich den Menschen der Arbeit jedes andern Eigentums, als dessen seiner Arme, beraubt und ihm keine Garantie gegen eine Konkurrenz gibt, deren notwendiges Opfer er sein wird. Unterstellt alle Menschen gleich teilnehmend unter sich am Produkt der Arbeit, wozu sie konkurriert haben, und jede Entdeckung in den Künsten wird dann in allen möglichen Fällen eine Wohltat für sie alle sein.“ Noveaux pricipes d'économie politique. Paris 1827, t.II.[8*], p.433.

Wenn Herr List die Smith und Say moralisch verdächtigt, so weiß er sich Herrn Sismondis Theorie nur aus dessen leiblichen Gebrechen zu erklären. Er sagt:

„Herr von Sismondi sieht mit dem leiblichen Auge alles Rote schwarz, mit gleichem Fehler scheint sein geistiger Blick in Sachen der politischen Ökonomie behaftet zu sein.“ p. XXIX.

Um die ganze Gemeinheit dieser Expektoration zu würdigen, muss man den Ort kennen, woher Herr List seine Notiz genommen hat. Sismondi in seinem „Etudes sur l'économie politique“ sagt, wo er von der Verwüstung der Campagna von Rom spricht: „Die reichen Teinten der Campagna von Rom ... entschwinden selbst gänzlich unseren Augen, für welche der rote Strahl nicht existiert.“ p. 8 (Brüsseler Nachdruck 1838, T.E.), Er erklärt es daraus, dass „der Reiz, der alle andern Reisenden zu Rom verführt“, für ihn zerstört sei, und er „daher ein um so offeneres Auge für den realen bejammernswerten Zustand der Einwohner der Campagna“ habe.

Wenn Herr von Sismondi nicht die himmelroten Teinten sah, die Herrn List die ganze Industrie magisch beleuchten, so sah er dagegen den roten Hahn auf den Dächern (Giebeln) dieser Fabriken. Wir werden später Gelegenheit haben, Lists Urteil, dass des „Herrn von Sismondi Schriften in Beziehung auf den internationalen Handel und die Handelspolitik ohne allen Wert“ (p. XXIX) seien (zu betrachten).

Erklärt Herr List Smiths System aus dessen persönlicher Ruhmsucht (p. 476) und verstecktem englischem Krämergeist, Says System aus Rachsucht und als ein Geschäft, so sinkt er bei Sismondi so weit, dessen System aus Gebrechen in Sismondis leiblicher Konstitution zu erklären.

4. Die Originalität des Herrn List

Höchst charakteristisch ist es für Herrn List, dass er trotz aller Renommage keinen einzigen Satz vorlegt, der nicht längst vor ihm nicht nur von Verteidigern des Prohibitivsystems, sondern selbst von den Schriftstellern der von Herrn List erfundnen „Schule“ – wenn Adam Smith der theoretische Ausgangspunkt für die Nationalökonomie ist, so ist ihr wirklicher Ausgangspunkt, ihre wirkliche Schule die „bürgerliche Gesellschaft“, deren verschiedne Entwicklungsphasen man genau in der Ökonomie verfolgen kann – aufgestellt worden wäre. Nur die Illusionen und die idealisierenden Phrasen (Sprache) gehören Herrn List.

Wir halten es für wichtig, dies im einzelnen dem Leser nachzuweisen und müssen seine Aufmerksamkeit für diese langweilige Arbeit in Anspruch nehmen. Er wird daraus die Überzeugung schöpfen, dass der deutsche Bourgeois post festum kommt, dass es ebenso unmöglich für ihn ist, die von den Engländern und Franzosen erschöpfte Nationalökonomie weiterzuführen, als es für jene etwa wäre, noch der Bewegung der Philosophie in Deutschland irgend etwas Neues beizubringen. Der deutsche Bürger kann nur noch seine Illusionen und Phrasen zu der französischen und englischen Wirklichkeit hinzubringen. So wenig es ihm aber möglich ist, der Nationalökonomie eine neue Entwicklung zu geben, noch unmöglicher ist es ihm, die Industrie in der Praxis, die bisherige fast erschöpfte Entwicklung auf den bisherigen Grundlagen der Gesellschaft weiterzuführen.

5. Wir beschränken unsre Kritik also auf den theoretischen Teil des Listschen Buchs und zwar auch nur auf seine Hauptentdeckungen.

Welche Hauptsätze hat Herr List zu beweisen? Fragen wir nach dem Zweck, den er erreichen will.

1) Der Bourgeois will Schutzzölle vom Staat, um Staatsmacht und Reichtum an sich zu reißen. Da er aber nicht, wie in England und Frankreich, den Staatswillen zu seiner Disposition hat und ihn daher nicht willkürlich nach seinem Willen lenken kann, sondern sich aufs Bitten legen muss, so muss er den Staat, dessen Handlungsweise (Tätigkeit) er nach seinen Interessen regeln will, er muss seine Forderung an den Staat als eine Konzession darstellen, die er dem Staat macht, indem er Konzessionen von ihm verlangt. Er lässt also dem Staat durch Herrn List beweisen, dass seine Theorie von allen andern sich dadurch unterscheide, dass er dem Staat einen Eingriff und Reglung der Industrie erlaube, dass er von seiner ökonomischen Einsicht die allerhöchste .Ansicht habe und ihn nur darum bitte, seiner Weisheit freien Lauf zu lassen, natürlich vorbehaltlich, dass diese Weisheit sich darauf beschränke, „kräftige“ Schutzzölle zu geben. Sein Verlangen, dass der Staat seinem Interesse gemäß handle , stellt er als Anerkennung des Staats dar, dass der Staat das Recht habe, sich in die Welt der bürgerlichen Gesellschaft einzumischen.

2) Der Bürger will reich werden, Geld machen; er muss sich aber zugleich mit dem bisherigen Idealismus des deutschen Publici und seinem eignen Gewissen verständigen. Er beweist also, dass er nicht den ungeistigen, materiellen Gütern nachjagt, sondern einem geistigen Wesen, der unendlichen Produktivkraft, statt dem schlechten endlichen Tauschwerte. Dies geistige Wesen führt allerdings den Umstand mit sich, dass der „Bürger“ seine eignen Taschen bei dieser Gelegenheit mit weltlichen Tauschwerten füllt. Da der Bürger nun hauptsächlich durch „Schutzzölle“ reich zu werden denkt, und da die Schutzzölle ihn nur bereichern können, insofern nicht mehr die Engländer, sondern der deutsche Bürger selbst seine Landsleute exploitiert, ja mehr exploitiert, als sie von außen exploitiert worden sind, da die Schutzzölle ein Opfer von Seiten der Konsumenten (meistens der Arbeiter, die durch Maschinen verdrängt werden sollen, aller derer, die ein fixes Einkommen beziehn wie Beamte, die Grundrentner etc.) an Tauschwerten verlangen, so muss der industrielle Bürger beweisen, dass er, weit entfernt vom Haschen nach materiellen Gütern, nichts andres wolle, als das Opfern von Tauschwerten, von materiellen Gütern für geistiges Wesen. Im Grunde handelt es sich also nur um Selbstaufopferung, um Asketismus, um christliche Seelengröße. Es ist ein reiner Zufall, dass A das Opfer bringt und B das Opfer in die Tasche steckt. Der deutsche Bürger ist viel zu uneigennützig, um dabei an seinen Privatvorteil zu denken, der sich zufällig mit dem Opfer verknüpft findet. Sollte es sich aber finden, dass eine Klasse, deren Erlaubnis der deutsche Bürger zu seiner Emanzipation zu bedürfen meint, mit jener geistigen Theorie nicht zusammen bestehn kann, so muss sie hier aufgegeben und im Gegensatz zur Schule grade die Theorie der Tauschwerte geltend gemacht werden.

3) Da der ganze Wunsch des Bürgertums in nuce darauf hinausläuft, das Fabrikwesen zu einer „englischen“ Blüte zu bringen und den Industrialismus zum Regulator der Gesellschaft zu machen, d.h. die Desorganisation der Gesellschaft zu produzieren, so muss der Bürger beweisen, dass es ihm nur um ein Harmonieren aller gesellschaftlichen Produktion zu tun, um die gesellschaftliche Organisation zu tun ist. Den äußeren Handel beschränkt er durch Schutzzölle, der Ackerbau, behauptet er, erreiche rasch seine höchste Blüte durch die Manufaktur. Die Organisation der Gesellschaft resümiert sich also in den Fabriken. Sie sind die Organisatoren der Gesellschaft, und das Regime der Konkurrenz, das sie aufbringen, ist die schönste Konföderation der Gesellschaft, Die Organisation der Gesellschaft, die das Fabrikwesen schafft, ist die wahre Organisation der Gesellschaft.

Gewiss hat das Bürgertum Recht, wenn es im allgemeinen seine Interessen als identisch fasst, wie der Wolf als Wolf identisches (dasselbe) Interesse an seinen Mitwölfen hat, so sehr es das Interesse des einen ist, dass er und nicht der andre über die Beute herfalle.

6) Charakteristisch ist es endlich für Herrn Lists Theorie, wie für das ganze deutsche Bürgertum, dass sie zur Verteidigung ihrer Exploitationswünsche überall genötigt ist, zu „sozialistischen“ Phrasen ihre Zuflucht zu nehmen, also gewaltsam eine Täuschung festzuhalten, die längst widerlegt ist. Wir werden stellenweise zeigen, dass Herrn Lists Phrasen, wenn die Konsequenzen gezogen werden, kommunistisch sind. Wir sind gewiss weit entfernt, einem Herrn List und seinem deutschen Bürgertum Kommunismus vorzuwerfen, aber es bietet uns dies den neuen Beweis von der innren Schwäche, Lüge und infamen Heuchelei des „gutmütigen“, „idealistischen“ Bürgers. Es bietet und dies den Beweis, wie der Idealismus in seiner Praxis nichts andres als die gewissenlose und gedankenlose Täuschung eines widerlichen Materialismus ist. Es ist dies endlich charakteristisch, dass das deutsche Bürgertum mit der Lüge, womit das französische und englische endet – nachdem es in die Stellung gekommen ist, sich apologetisieren, seine Existenz entschuldigen zu müssen – beginnt.

7) Da Herr List die bisherige angeblich kosmopolitische Nationalökonomie von der seinigen nationalen politischen unterscheidet, dass die eine auf den Tauschwerten, die andre auf den produktiven Kräften beruht, so haben wir mit dieser Lehre zu beginnen. Da ferner die Konföderation der produktiven Kräfte die Nation in ihrer Einheit darstellen soll, so haben wir auch diese Lehre vor jener Unterscheidung zu betrachten. Diese beiden Lehren bilden die reale Grundlage für die von der politischen Ökonomie unterschiedne nationale Ökonomie.

Es darf Herrn List nirgends einfallen, dass die wirkliche Organisation der Gesellschaft ein geistloser Materialismus, ein individueller Spiritualismus, Individualismus ist. Es kann ihm nirgends einfallen, dass die Nationalökonomen nur diesem gesellschaftlichen Zustand einen entsprechenden theoretischen Ausdruck gegeben haben. Er müsste sich ja sonst gegen die jetzige Organisation der Gesellschaft, statt gegen die Nationalökonomen wenden. Er klagt sie an, keinen beschönigenden Ausdruck für eine trostlose Wirklichkeit gefunden zu haben. Er will diese Wirklichkeit daher überall lassen, wie sie ist, und nur den Ausdruck verändern. Er kritisiert nirgends die wirkliche Gesellschaft, er kritisiert als echter Deutscher den theoretischen Ausdruck dieser Gesellschaft und wirft ihm vor, die Sache und nicht die Einbildung von der Sache auszudrücken.

Die Fabrik ist in eine Göttin verwandelt, die der Manufakturkraft.

Der Fabrikant ist der Priester dieser Kraft.

II. Die Theorie der produktiven Kräfte und die Theorie der Tauschwerte

1) Die Lehre des Herrn List von den „produktiven Kräften“ beschränkt sich auf folgende Hauptsätze:

a) „Die Ursachen des Reichtums sind etwas ganz andres als der Reichtum selbst;“ „Die Kraft, Reichtümer zu schaffen, ist unendlich wichtiger als der Reichtum selbst“, (p. 201)

b) List ist weit entfernt, die Theorie der kosmopolitischen Ökonomie zu verwerfen, nur ist er der Meinung, dass auch die politische Ökonomie wissenschaftlich auszubilden sei. (vgl. p. 187)

c) „Was denn die Ursache der Arbeit“ ? – „Wodurch diese Köpfe und diese Arme und Hände zur Produktion veranlasst, und wodurch diesen Anstrengungen Wirksamkeit gegeben werde? Was kann es anders sein als der Geist, der die Individuen belebt, als die gesellschaftliche Ordnung, welche ihre Tätigkeit befruchtet, als die Naturkräfte, deren Benutzung ihnen zu Gebote stehen?“ (p. 205)

6) Smith „geriet auf den Abweg, die geistigen Kräfte aus den materiellen Verhältnissen zu erklären“, (p. 207)

7) „Diejenige Wissenschaft, die da lehrt, wie die produktiven Kräfte geweckt und gepflegt und wie sie unterdrückt oder vernichtet werden.“ (ebenda)

8) Beispiel zwischen den 2 Familienvätern, christliche Religion , Monogamie etc. (vgl. p. 208-209)

9) Man kann die Begriffe von Wert und Kapital, Profit, Arbeitslohn, Landrente festsetzen, sie in ihre Bestandteile auflösen, darüber spekulieren, was auf ihr Steigen und Fallen Einfluss haben könne usw., ohne dabei die politischen Verhältnisse der Nationen zu berücksichtigen“, (p. 211)

Übergang nach

10) Manufakturen und Fabriken, Mütter und Kinder der bürgerlichen Freiheit (vgl. p. 212)

11) Theorie von den produktiven und unproduktiven Klassen. Erstere „produzieren Tauschwerte, diese produzieren produktive Kräfte...“ (p. 215)

12) Der auswärtige Handel darf nicht allein nach der Theorie der Werte beurteilt werden, (vgl. p. 216)

13) „Die Nation muss materielle [...] Kräfte [...] aufopfern, um geistige oder gesellschaftliche Kräfte zu erwerben“, (ebenda.) Schutzzölle zur Aufbringung der Manufakturkraft, (vgl. p. 217)

14) „Wird daher durch die Schutzzölle ein Opfer an Werten gebracht, so wird dasselbe durch die Erwerbung von Produktivkräften vergütet, die der Nation nicht allein für die Zukunft eine unendlich größere Summe von materiellen Gütern, sondern auch industrielle Independenz für den Fall des Krieges sichert.“ (ebenda)

15) „In allen diesen Beziehungen hängt jedoch das meiste von den Zuständen der Gesellschaft ab, in welchem das Individuum sich gebildet, davon, ob Künste und Wissenschaften blühen..“ p. 206.

2) Herr List ist so sehr in den ökonomischen Vorurteilen der alten Ökonomie befangen – wir werden sehn, mehr als die andern Ökonomen der Schule befangen -, dass „materielle Güter“ und „Tauschwerte“ ihm völlig zusammenfallen. Der Tauschwert ist aber völlig unabhängig von der spezifischen Natur der „materiellen Güter“. Er ist unabhängig von der Qualität, wie von der Quantität der materiellen Güter. Der Tauschwert fällt, wenn die Quantität der materiellen Güter steigt, obgleich sie vor wie nach dieselbe Beziehung zu den menschlichen Bedürfnissen haben. Der Tauschwert hängt nicht mit der Qualität zusammen. Die nützlichsten Sachen, wie Wissen, sind ohne Tauschwert. Herr List hätte also einsehn müssen, dass die Verwandlung der materiellen Güter in Tauschwerte ein Werk der bestehnden gesellschaftlichen Ordnung, der Gesellschaft des entwickelten Privateigentums ist. Die Aufhebung des Tauschwerts ist die Aufhebung des Privateigentums und des Privaterwerbs. Herr List ist dagegen so naiv zuzugestehn, dass man mit der Theorie der Tauschwerte „die Begriffe von Wert und Kapital, Profit, Arbeitslohn, Landrente festsetzen, sie in ihre Bestandteile auflösen, darüber spekulieren“ kann, „was (auf) ihr Steigen und Fallen Einfluss haben könne usw., ohne dabei die politischen Verhältnisse der Nationen zu berücksichtigen“, p. 211.

Also ohne Rücksicht auf die „Theorie der produktiven Kräfte“ und die „politischen Verhältnisse der Nationen“ kann man dies alles „festsetzen“. Was setzt man damit fest? Die Wirklichkeit. Was setzt man z. B. mit dem Arbeitslohn fest? Das Leben der Arbeiter. Man setzt weiter damit fest, dass der Arbeiter der Sklave des Kapitals, dass er eine „Ware“ ist, ein Tauschwert, dessen höherer oder niedrigerer Stand, Steigen oder Fallen, von der Konkurrenz, von der Nachfrage und Zufuhr abhängt, man setzt damit fest, dass seine Tätigkeit nicht eine freie Äußerung seines menschlichen Lebens, dass sie vielmehr ein Verschachern seiner Kräfte, eine Veräußerung (Verschacherung) einseitiger Fähigkeiten desselben an das Kapital, mit einem Wort, dass sie „Arbeit“ ist. Man vergesse es nun. Die „Arbeit“ ist die lebendige Grundlage des Privateigentums, das Privateigentum als die schöpferische Quelle seiner selbst. Das Privateigentum ist nichts als die vergegenständlichte Arbeit. Nicht allein das Privateigentum als sachlichen Zustand, das Privateigentum als Tätigkeit, als Arbeit, muss man angreifen, wenn man ihm den Todesstoß versetzen will. Es ist eines der größten Missverständnisse, von freier, menschlicher, gesellschaftlicher Arbeit, von Arbeit ohne Privateigentum zu sprechen. Die „Arbeit“ ist ihrem Wesen nach die unfreie, unmenschliche, ungesellschaftliche, vom Privateigentum bedingte und das Privateigentum schaffende Tätigkeit. Die Aufhebung des Privateigentums wird also erst zu einer Wirklichkeit, wenn sie als Aufhebung der „Arbeit“ gefasst wird, eine Aufhebung, die natürlich erst durch die Arbeit selbst möglich geworden ist, d. h. durch die materielle Tätigkeit der Gesellschaft möglich geworden, und keineswegs als Vertauschung einer Kategorie mit einer andern zu fassen ist. Eine „Organisation der Arbeit“ ist daher ein Widerspruch. Die beste Organisation, welche die Arbeit erhalten kann, ist die jetzige Organisation, die freie Konkurrenz, die Auflösung aller frühern scheinbar „gesellschaftlichen“ Organisationen derselben. -

Wenn also der Arbeitslohn nach der Theorie der Werte „festgesetzt“ werden kann, wenn damit „festgesetzt“ wird, dass der Mensch selbst ein Tauschwert, dass die unendliche Majorität der Nationen eine Ware ist, die man ohne Rücksicht auf die „politischen Verhältnisse der Nationen“ bestimmen kann, was beweist dies andres, als dass diese unendliche Majorität der Nationen keine Rücksicht auf die „politischen Verhältnisse“ zu nehmen hat, dass diese eine reine Illusion für sie sind, dass eine Lehre, die in der Wirklichkeit zu diesem schmutzigen Materialismus herabsteigt, die Majorität der Nationen zur „Ware“, zum „Tauschwert“ zu machen und sie den ganz materiellen Verhältnissen des Tauschwerts zu unterwerfen, eine infame Heuchelei und idealistische Beschönigung (Flause) ist, wenn sie andern Nationen gegenüber verächtlich auf den schlechten „Materialismus“ der „Tauschwerte“ herabsieht und es ihr angeblich nur um die „produktiven Kräfte“ zu tun (ist)? Wenn ferner das Verhältnis von Kapital, Grundrente etc., ohne die „politischen Verhältnisse“ der Nationen zu berücksichtigen, „festgesetzt“ werden kann, was beweist dies andres, als dass der industrielle Kapitalist, der Grundrentner durch den Profit, durch die Tauschwerte und nicht durch die Rücksicht „auf die politischen Verhältnisse“ und „Produktivkräfte“ in ihren Handlungen, in ihrem wirklichen Leben bestimmt werden und dass ihr Schwatzen von Zivilisation und Produktivkräften nur eine Beschönigung borniert-egoistischer Tendenzen ist?

Der Bourgeois sagt: Nach innen hin soll natürlich der Theorie der Tauschwerte kein Abbruch getan werden, die Majorität der Nation soll ein bloßer „Tauschwert“, eine „Ware“ bleiben, eine Ware, die sich selbst an den Mann bringen muss, die nicht verkauft wird, sondern sich selbst verkauft. Euch Proletariern gegenüber und selbst unter uns wechselseitig betrachten wir uns als Tauschwerte, gilt das Gesetz des allgemeinen Schachers. Aber den andern Nationen gegenüber, da müssen wir dies Gesetz unterbrechen. Wir können uns als Nation nicht an andre verschachern. Da nun die Majorität der Nationen „ohne Rücksicht“ auf die „politischen Verhältnisse der Nationen“ den Gesetzen des Schachers anheim gefallen ist, so hat jener Satz also keinen andern Sinn als: wir deutschen Bourgeois wollen nicht von den englischen Bourgeois exploitiert werden in der Weise, wie ihr deutschen Proletarier von uns exploitiert werdet und wie wir uns wechselseitig untereinander exploitieren. Wir wollen nicht uns denselben Gesetzen des Tauschwerts preisgeben, denen wir Euch preisgeben. Wir wollen nach außen hin die ökonomischen Gesetze, die wir nach innen hin anerkennen, nicht mehr anerkennen. Was will also der deutsche Philister? Er will nach innen hin Bourgeois, Exploiteur sein, aber er will nach außen hin nicht exploitiert werden. Er bläht sich nach außen hin zur „Nation“ auf und sagt: ich unterwerfe mich nicht den Gesetzen der Konkurrenz, das ist gegen meine nationale Würde, ich bin als Nation ein über den Schacher erhabnes Wesen. -

Die Nationalität des Arbeiters ist nicht französisch, nicht englisch, nicht deutsch, sie ist die Arbeit, das freie Sklaventum, die Selbstverschacherung. Seine Regierung ist nicht französisch, nicht englisch, nicht deutsch, sie ist das Kapital. Seine heimatliche Luft ist nicht die französische, nicht die deutsche, nicht die englische Luft, sie ist die Fabrikluft. Der ihm gehörige Boden ist nicht der französische, nicht der englische, nicht der deutsche Boden, er ist einige Fuß unter der Erde. -

Nach innen hin ist das Geld das Vaterland des Industriellen. Also der deutsche Philister will, dass die Gesetze der Konkurrenz, des Tauschwerts, des Schachers ihre Macht an den Schlagbäumen seines Landes verlieren? Er will die Macht der bürgerlichen Gesellschaft nur so weit anerkennen, als es in seinem Interesse, im Interesse seiner Klasse liegt? Er will einer Macht nicht zum Opfer fallen, der er andere opfern will, und sich selbst innerhalb seines Landes opfert? Er will sich nach außen hin als ein andres Wesen zeigen und behandelt werden, als er nach innen hin ist und selbst handelt? Er will die Ursache bestehn lassen und eine ihrer Wirkungen aufheben? Wir werden ihm beweisen, dass die Selbstverschacherung nach innen zu ihrer notwendigen Konsequenz die Verschacherung nach außen hat, dass die Konkurrenz, die nach innen hin seine Macht ist, nicht verhindern kann, nach außen hin seine Ohnmacht zu werden, dass das Staatswesen, was er nach innen hin der bürgerlichen Gesellschaft unterwirft, nach außen hin ihn nicht vor der Aktion der bürgerlichen Gesellschaft beschützen kann. Der Bourgeois hat, so sehr der einzelne Bourgeois gegen die andern kämpft, als Klasse ein gemeinschaftliches Interesse, und diese Gemeinschaftlichkeit, wie sie nach innen hin gegen das Proletariat gekehrt ist, ist nach außen hin gegen die Bourgeois andrer Nationen gekehrt. Das nennt der Bourgeois seine Nationalität. -

2) Es ist allerdings möglich, die Industrie unter einem ganz andern Gesichtspunkt zu betrachten, als unter dem Gesichtspunkt des schmutzigen Schacherinteresses, worunter sie nicht nur der einzelne Kaufmann, der einzelne Fabrikant, sondern die fabrizierenden und handelnden Nationen heutzutage wechselseitig betrachten. Man kann sie betrachten als die große Werkstätte, worin der Mensch sich selbst, seine eignen und die Naturkräfte erst aneignet, sich vergegenständlicht, sich die Bedingungen zu einem menschlichen Leben geschaffen hat. Wenn man sie so betrachtet, so abstrahiert man von den Umständen, innerhalb deren heute die Industrie tätig ist, innerhalb deren sie als Industrie existiert, man steht nicht in der industriellen Epoche, man steht über ihr, man betrachtet sie nicht nach dem, was sie heute für den Menschen ist, sondern nach dem, was der heutige Mensch für die Menschengeschichte, was er geschichtlich ist, man erkennt nicht die Industrie als solche, ihre heutige Existenz an, man erkennt vielmehr in ihr die ohne ihr Bewusstsein und wider ihren Willen in ihr liegende Macht an, die sie vernichtet und die Grundlage für eine menschliche Existenz bildet. (Dass jedes Volk in sich selbst diese Entwicklung durchmacht, wäre eine ebenso törichte Ansicht, als dass jedes Volk die politische Entwicklung Frankreichs oder die philosophische Entwicklung Deutschlands durchmachen müsste. Was die Nationen als Nationen getan haben, haben sie für die menschliche Gesellschaft getan, ihr ganzer Wert besteht nur darin, dass eine jede (Nation) eine Hauptbestimmung (Hauptgesichtspunkt), innerhalb deren die Menschheit ihre Entwicklung durchgemacht, für die andern durchgemacht hat, und nachdem also die Industrie in England, die Politik in Frankreich, die Philosophie in Deutschland verarbeitet sind, sind sie für die Welt verarbeitet, und ihre weltgeschichtliche Bedeutung, wie die der Nationen, hat damit aufgehört.) Die Anerkennung ist dann zugleich die Erkenntnis, dass ihre Stunde gekommen ist, abgeschafft zu werden oder die materiellen und gesellschaftlichen Bedingungen aufzuheben, innerhalb deren die Menschheit als eine Sklave ihre Fähigkeiten entwickeln musste. Denn sobald man in der Industrie nicht mehr das Schacherinteresse, sondern die Entwicklung des Menschen sieht, macht man den Menschen statt des Schacherinteresses zum Prinzip und gibt dem, was in der Industrie nur im Widerspruch mit ihr selbst sich entwickeln konnte, die Grundlage, die im Einklang mit dem zu Entwickelnden steht. Aber der Elende, der in dem heutigen Zustand stehn bleibt, der ihn nur zu einer Höhe erheben will, die er in seinem eignen Lande noch nicht erreicht hat, und aus.. .Neid auf eine andre Nation blickt, die ihn erreicht hat, hat dieser Elende das Recht, in der Industrie etwas andres als das Schacherinteresse zu erblicken? Darf er sagen, es sei ihm nur um die Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten und die menschliche Aneignung der Naturkräfte zu tun? Es ist dieselbe Niedertracht, als wenn der Sklavenaufseher renommierte, die Peitsche auf seinen Sklaven zu schwingen, damit der Sklave Vergnügen habe, seine Muskelkraft zu üben. Der deutsche Philister ist der Sklavenaufseher, der die Peitsche der Schutzzölle schwingt, um seiner Nation den Geist der „industriellen Erziehung“ zu geben und sie mit ihren Muskelkräften spielen zu lehren. Die saint-simonistische Schule hat uns ein lehrreiches Beispiel gegeben, wohin es führt, wenn man die produktive Macht, welche die Industrie wider ihren Willen und bewusstlos schafft, der heutigen Industrie zugut schreibt und beides verwechselt, die Industrie und die Mächte, die die Industrie bewusstlos und willenlos ins Leben beruft, die aber erst zu menschlichen Mächten, zur Macht des Menschen werden, sobald man die Industrie abschafft. Es ist dieselbe Abgeschmacktheit, als wollte der Bourgeois sich zugute schreiben, dass seine Industrie das Proletariat und im Proletariat die Macht einer neuen Weltordnung schaffe. Die Naturmächte und sozialen Mächte, welche die Industrie ins Leben beschwört (ruft), stehn ganz in demselben Verhältnis zu ihr wie das Proletariat. Heute noch sind sie seine Sklaven, in denen er nichts als Träger (Werkzeuge) seiner eigennützigen (schmutzigen) Profithabsucht sieht, zerbrechen sie morgen ihre Ketten und zeigen sich als Träger einer menschlichen Entwicklung, die ihn mit seiner Industrie in die Luft sprengt, die nur die schmutzige Hülle angenommen hatte, die er für ihr Wesen hielt, bis der menschliche Kern Macht genug gewonnen hatte, sie zu sprengen und in seiner eignen Gestalt zu erscheinen; morgen zersprengen sie die Ketten, wodurch er (der Bourgeois) sie vom Menschen trennt und so aus einem wirklichen gesellschaftlichen Band in Ketten der Gesellschaft verwandelt (karikiert). -

Die saint-simonistische Schule feierte in Dithyramben die produktive Macht der Industrie. Sie warf die Mächte, welche die Industrie ins Leben ruft, zusammen mit der Industrie, d. h. den heutigen Lebensbedingungen dieser Mächte. Wir sind gewiss weit entfernt, die Saint-Simonisten mit einem Menschen wie List oder dem deutschen Philister auf eine Stufe zu stellen. Der erste Schritt, den industriellen Bann zu brechen, war es, zu abstrahieren von den Bedingungen, von den Geldketten, in denen heute ihre Mächte wirken, und sie für sich zu betrachten. Es war der erste Aufruf an die Menschen, ihre Industrie vom Schacher zu emanzipieren und die heutige Industrie als eine Durchgangsepoche zu begreifen. Die Saint-Simonisten blieben auch nicht bei dieser Interpretation stehn. Sie gingen dazu fort, den Tauschwert, die Organisation der heutigen Gesellschaft, das Privateigentum anzugreifen. Sie setzten die Assoziation an die Stelle der Konkurrenz. Aber der ursprüngliche Irrtum rächte sich an ihnen. Nicht nur, dass jene Verwechslung sie zu dem Wahn fortriss, in dem schmutzigen Bourgeois einen Priester zu erblicken, so fielen sie nach den ersten äußern Kämpfen zurück in die alte Verwechslung (Wahn), aber nun, wo grade im Kampfe sich der Gegensatz der beiden Mächte, die sie verwechselt hatten, offenbarte, heuchlerisch. Ihre Feier der produktiven Kräfte der Industrie war zur Feier der Bourgeoisie geworden, und Herr Michel Chevalier, Herr Duvergier, Herr Dunoyer haben sich selbst und ihn vor ganz Europa an den Schandpfahl geheftet – wo noch die faulen Eier, die die Geschichte ihnen in das Gesicht wirft, durch die Magie der Bourgeoisie sich in goldene Eier verwandeln – indem der eine die alten Phrasen beibehalten hat, aber ihnen den Inhalt des heutigen Bourgeoisregimes gegeben, der zweite selbst den Schacher im großen treibt und der Verschacherung der französischen Journale präsidiert, der dritte aber ist der wütendste Apologet des heutigen Zustandes geworden und übertrifft an Unverschämtheit (Unmenschlichkeit) alle frühem englischen und französischen Ökonomen. – Der deutsche Bourgeois und Herr List beginnen, womit die saint-simonistische Schule aufgehört, mit der Heuchelei, dem Betrug und den Phrasen.

3) Englands industrielle Tyrannei über die Welt ist die Herrschaft der Industrie über die Welt. England beherrscht uns, weil die Industrie uns beherrscht. Wir können uns nur nach außen hin von England befreien, wenn wir uns nach innen hin von der Industrie befreien. Wir können seine Konkurrenzherrschaft nur töten, wenn wir innerhalb unserer Pfähle die Konkurrenz überwinden. England ist mächtig über uns, weil wir die Industrie zur Macht über uns gemacht haben. Dass die industrielle Gesellschaftsordnung die beste Welt für den Bourgeois ist, die geeignetste Ordnung, um seine „Fähigkeiten“ als Bourgeois zu entwickeln und die Fähigkeit, die Menschen wie die Natur auszubeuten, wer wird diese Tautologie bestreiten? Dass alles, was heutzutage „Tugend“ heißt, individuelle oder gesellschaftliche Tugend, zum Profit des Bürgers ist, wer bestreitet es? Wer bestreitet, dass die politische Macht ein Mittel seines Reichtums ist, dass selbst die Wissenschaft und die geistigen Genüsse seine Sklaven sind! Wer bestreitet es? Dass für ihn alles trefflich .., ist? Dass alles ihm zum Mittel des Reichtums, zu einer „Produktivkraft des Reichtums“ geworden ist?

4) Die heutige Ökonomie geht von dem Gesellschaftszustand der Konkurrenz aus. Die freie Arbeit, d. h. die indirekte, sich selbst feilbietende Sklaverei ist ihr Prinzip. Ihre ersten Sätze sind die Teilung der Arbeit und die Maschine. Diese können aber nur zu ihrer höchsten Entfaltung in den Fabriken gebracht werden, wie die heutige Ökonomie selbst zugesteht. Die heutige Nationalökonomie geht also von den Fabriken als ihrem schöpferischen Prinzip aus. Sie unterstellt die heutigen Gesellschaftszustände. Sie braucht also keine Weitläufigkeiten über die Manufakturkraft zu machen.

Wenn die Schule der Theorie der produktiven Kräfte neben. getrennt von der Theorie der Tauschwerte, keine „wissenschaftliche Ausbildung“ gegeben hat, so hat sie es getan, weil eine solche Trennung eine willkürliche Abstraktion ist, weil sie unmöglich ist und bei allgemeinen Phrasen stehnbleiben muss.

5) „Die Ursachen des Reichtums sind etwas ganz andres als der Reichtum selbst. Die Kraft, Reichtümer zu schaffen, ist unendlich wichtiger als der Reichtum selbst.“ (p. 201) Die produktive Kraft erscheint als ein unendlich erhabnes Wesen über den Tauschwert. Die Kraft nimmt die Stelle des Innern Wesens in Anspruch, der Tauschwert die der verfänglichen Erscheinung. Die Kraft erscheint als unendlich, der Tauschwert als endlich, jene als immateriell, dieser als materiell, und alle diese Gegensätze finden wir bei Herrn List. In die materielle Welt der Tauschwerte tritt daher die übersinnliche Welt der Kräfte. Wenn die Gemeinheit, dass eine Nation sich für Tauschwerte aufopfert, auf der Hand liegt, das Menschenopfer für Sachen, so erscheinen dagegen Kräfte selbständige geistige Wesen – Gespenster – zu sein und pure Personifikationen, Gottheiten, und an das deutsche Volk darf man doch wohl die Forderung stellen, dass es die schlechten Tauschwerte für Gespenster aufopfert? Ein Tauschwert, Geld, scheint immer ein äußrer Zweck zu sein, aber produktive Kraft ein Zweck, der aus meiner Natur selbst hervorgeht, ein Selbstzweck. Was ich also an Tauschwerten opfre, ist etwas mir Äußerliches; was ich an Produktivkräften gewinne, ist meine Selbstgewinnung. – So scheint es, wenn man sich mit dem Worte begnügt oder als idealisierender Deutscher um die schmutzige Wirklichkeit, die hinter diesem hochtrabenden Worte liegt, sich nicht bekümmert.

Um den mystischen Schimmer, der die „Produktivkraft“ verklärt, zu zerstören, hat man nur die erste beste Statistik aufzuschlagen. Da wird von Wasserkraft, Dampfkraft, Menschenkraft, Pferdekraft gesprochen. Das sind alles „produktive Kräfte“. Ist es eine große Anerkennung des Menschen, dass er mit dem Pferd, dem Dampf, dem Wasser als „Kraft“ figuriert? In dem jetzigen System, wenn ein krummer Rücken, eine Verrenkung der Knochen, eine einseitige Ausbildung und Kraftgewinnung gewisser Muskeln etc. dich produktiver (arbeitsfähiger) macht, so ist dein krummer Rücken, deine Verrenkung der Glieder, deine einseitige Muskelbewegung eine produktive Kraft. Wenn deine Geistlosigkeit produktiver ist als deine reiche Geistestätigkeit, so ist deine Geistlosigkeit eine produktive Kraft etc. etc Wenn ein monotones Geschäft dich fähiger für dasselbe Geschäft macht, so ist die Monotonie eine produktive Kraft.

Ist es dem Bourgeois, dem Fabrikanten etwa darum zu tun, dass der Arbeiter alle seine Fähigkeiten entwickle, sein Produktionsvermögen betätige, sich selbst menschlich betätige und darum zugleich das Menschliche betätige ? Wir lassen darauf den englischen Pindar des Manufaktursystems, Herrn Ure, antworten:

„Der beständige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung im Mechanismus ist in Wirklichkeit, die Arbeit des Menschen gänzlich überflüssig zu machen oder ihren Preis zu vermindern, indem sie die Industrie der Frauen und der Kinder der Industrie des erwachsnen Arbeiters oder die .Arbeit plumper (ungeschickter) Arbeiter der des geschickten Künstlers substituiert.“ (Philosophie des manufactures etc. Paris 1836,T.I.[9*]p.34.) „Die Schwäche der menschlichen Natur ist so groß, dass der Arbeiter, je geschickter er ist, er desto eigenwilliger und intraitabler wird und folglich minder geeignet ist für ein mechanisches System… Der große Point des heutigen Fabrikanten ist daher, durch Kombination der Wissenschaft mit seinen Kapitalien die Aufgabe seiner Arbeiter darauf zu reduzieren, ihre Aufsicht auszuüben etc.“ l.c.,t.I., p. 30

Kraft, produktive Kraft, Ursachen



„ Die Ursachen des Reichtums sind etwas ganz anderes als der Reichtum selbst.“ (List, p. 201) Aber wenn die Wirkung von der Ursache verschieden ist, muss nicht der Charakter der Wirkung schon inklusive in der Ursache enthalten sein? Schon die Ursache muss die Bestimmung tragen, welche die Wirkung später zeigt. Die Philosophie des Herrn List geht so weit zu wissen, dass Ursache und Wirkung „etwas ganz andres“ sind. Eine schöne Anerkennung des Menschen, die ihn zu einer „Kraft“, Reichtum zu schaffen, herabsetzen (will). Der Bürger sieht in dem Proletarier nicht den Menschen, sondern die Kraft, Reichtum zu schaffen, eine Kraft, die er dann auch vergleichen kann mit andern Produktivkräften, dem Tier, der Maschine, und je nachdem die Vergleichung ihm ungünstig ist, wird die löst, deren Träger ein Mensch ist, der Kraft Platz machen müssen, deren Träger ein Tier oder eine Maschine ist, wobei er dann immer die Ehre genießt (besitzt), als „Produktivkraft“ zu florieren.

Wenn ich den Menschen als „Tauschwert“ bezeichne, so liegt schon im Ausdruck, dass die gesellschaftlichen Zustände ihn in eine „Sache“ verwandelt haben. Behandle ich ihn (als) „Produktivkraft“, so setze ich an die Stelle des wirklichen Subjekts ein andres Subjekt, ich schiebe ihm eine andre Person unter, er existiert nur mehr als Ursache des Reichtums.

Die ganze menschliche Gesellschaft wird nur zur Maschine, um Reichtum zu schaffen. Die Ursache ist in keiner Weise erhabner als die Wirkung. Die Wirkung ist nur die offen ausgesprochne Ursache.

List macht, als sei es ihm überall um die Produktivkräfte ihrer selbst wegen, abgesehn von den schlechten Tauschwerten, zu tun.

Einen Aufschluss über das Wesen der heutigen „Produktivkräfte“ erhalten wir schon dadurch, dass in dem heutigen Zustand die Produktivkraft nicht nur darin besteht, etwa die Arbeit des Menschen wirksamer oder die Naturkräfte und sozialen Kräfte erfolgreicher zu machen, sie besteht ebensosehr darin, die Arbeit wohlfeiler oder unproduktiver für den Arbeiter zu machen. Die Produktivkraft ist also von vornherein durch den Tauschwert bestimmt" Es ist ebenso sehr eine Erhöhung d. [...]

(III. Fragmente des III. Kapitels)

Zu Problemen der Grundrente

[...] /22/ verschwindet die Grundrente. Diese hohem Getreidepreise müssen abgezogen werden von den Profiten der Herren Industriellen – Ricardo ist so vernünftig zu unterstellen, dass der Arbeitslohn nicht mehr gedrückt werden kann. Die also erfolgende Verminderung der Profite und die Erhöhung des Arbeitslohns – indem der Arbeiter immer eine gewisse Portion Getreide, es mag so teuer sein, wie es will, verzehren muss; sein nomineller Arbeitslohn wächst daher mit dem Steigen des Getreidepreises, ohne realiter zu wachsen, ja selbst wenn er realiter abnimmt – durch das Steigen der Getreidepreise erhöht die Produktionskosten der Industriellen, erschwert ihnen (da)durch die Akkumulation und die Konkurrenz, lähmt in einem Wort die Produktivkraft des Landes. Der schlechte Tauschwert, der in der Grundrente zum größten Schaden (ohne allen Nutzen) für die Produktivkraft des Landes in die Taschen des Grundeigentums gespielt wird, muss also auf eine oder die andere Weise – freien Getreidehandel, Verlegung aller Steuern auf die Grundrente, oder auch durch die förmliche Aneignung der Grundrente, d. h. des Grundeigentums durch den Staat (diese Konsequenz hat unter andren Mill, Hilditch, Cherbuliez gezogen) – dem allgemeinen Besten geopfert werden.

Diese erschreckende Konsequenz der Manufaktur-Produktivkraft für das Grundeigentum durfte Herr List natürlich dem deutschen Grundadel nicht mitteilen. Er schimpft daher auf Ricardo, der so unangenehme Wahrheiten verraten hat, und legt ihm die umgekehrte Ansicht in den Mund, die der Physiokraten, wonach die Grundrente nichts als ein Beweis von der natürlichen Produktivkraft des Bodens ist, und verfälscht ihn.

List

„Überhaupt ist die Schule seit A. Smith in ihren Forschungen nach der Natur der Rente unglücklich gewesen. Ricardo und nach ihm Mill, MacCulloch und andere sind der Meinung, die Rente (werde) für die den Grundstücken beiwohnende natürliche Produktivfähigkeit /48/ bezahlt, Ersterer hat auf diese Ansicht ein ganzes System gegründet, o. Da er (aber) nur die englischen Zustände vor Augen hatte, so verfiel er in die irrige Ansicht, diese englischen Äcker und Wiesen, für deren angebliche natürliche Ertragsfähigkeit gegenwärtig so schöne Renten bezahlt werden, seien zu jeder Zeit die nämlichen Äcker und Wiesen gewesen“, (p. 360)

Ricardo

„Wenn das Mehr des Produkts, das die Grundrente bildet, ein Vorteil ist, so wäre zu wünschen, dass alle Jahre die neu konstruierten Maschinen unproduktiver würden als die alten; dies gäbe den produzierten Waren einen Mehrwert im ganzen Lande; man würde allen eine Rente zahlen, welche die produktivsten Maschinen besitzen.“ („Des principes de 1'économie politique“ etc., Paris 1835, t.I, p. 770)

„Der Reichtum des Landes wächst, wo man durch Verbesserungen /48/ in der Agrikultur ohne verhältnismäßige Vermehrung der Arbeit die Produkte vermehren kann, wo also die Grundrente nur allmählich zunimmt.“ (ebenda, p. 81-82)

Herr List wagt also einem hohen Adel gegenüber das Schattenspiel der „Produktivkräfte“ nicht beizubehalten. Er will sie mit „Tauschwerten“ ködern und begeifert daher die Sch(ule von) Ricardo, der die Grundrente weder aus dem Standpunkt der Produktivkraft und diese weder vom Standpunkt des großen modernen Fabrikwesens aus beurteilt. Herr List ist so ein doppelter Lügner. Wir dürfen Herrn List indessen in diesem Punkte kein Unrecht tun. In einer großen württembergischen Fabrik (wenn wir nicht irren, Köchlin) ist der König der Württemberger selbst mit einer großen Summe beteiligt. Namentlich in den württemberger und mehr oder minder auch in badischen Fabriken hat sich der Grundadel bedeutend durch Aktien beteiligt. Hier ist also der Adel nicht als Grundeigentümer, sondern als selbst Bourgeois und Fabrikant geldlich an der „Manufakturkraft“ beteiligt und [...] [...] /24/ tivkräfte“ und die „Werkfortsetzung und Stetigkeit“ einer ganzen Generation entsteht – der verkappte Kommunist List lehrt dies ebenfalls – also auch der Generation und nicht den Herren Industriellen erbeigentümlich sei. (siehe z. B. Bray[10*]). Die hohe Grundrente in England ist den Landlords (Eigentümern) nur gesichert worden durch den Ruin der Pächter und die Herabbringimg der Lohnbauern zu einer irischen Misere (wahren Bettlern). Dies alles trotz der Korngesetze. Abgesehen davon, dass selbst die Grundrentner oft genötigt waren, die Rente zu 1/3, zur Hälfte den Pächtern zu erlassen. Seit 1815 sind 3 verschiedne Korngesetze passiert zur Hebung und Ermutigung der Pächter. Es gab während dieser Periode 5 Parlamentskomitees, niedergesetzt, um die Existenz des Agrikulturnotstandes zu beweisen und andre Ursachen desselben zu untersuchen. Einerseits der fortlaufende Ruin von Pächtern trotz der völligen oder der möglichsten Herabdrückung des Salairs (gänzlichen Exploitation der Lohnbauern), andrerseits der häufte Zwang der Grundbesitzer, auf einen Teil der Rente zu verzichten, beweisen selbst, dass nicht einmal in England – allen Manufakturen zum Trotz – große Grundrenten produziert worden sind. Denn man kann es ökonomisch nicht als Grundrente betrachten, wenn ein Teil der Produktionskosten durch Verträge und andre außerhalb der Ökonomie liegende Verhältnisse statt in die Tasche des Pächters in die Tasche des Grundrentners gezogen ist. Bebaute der Grundeigentümer selbst sein Land, so würde er sich wohl hüten, einen Teil des gewöhnlichen Gewinns des Betriebskapitals unter der Rubrik „Grundrente“ zu rangieren.

Von den Schriftstellern des 16ten, des 17ten und selbst der ersten zwei Dritteile (des) 18ten Jahrhunderts wird Englands Getreideausfuhr noch als seine Hauptreichtumsquelle betrachtet. Die alte englische Industrie – deren Hauptzweig die Schafwollindustrie bildete, deren minder wichtige Zweige die hauptsächlich von ihm selbst gelieferten Materialien bearbeiteten -, war durchaus der Agrikultur untergeordnet. Ihr Hauptrohstoff war englisches Agrikulturprodukt. Dass sie also die Agrikultur beförderte, versteht sich von selbst. Später, als das eigentliche Fabrikwesen aufkam, wurde auch schon in kurzer Zeit die Notwendigkeit von Kornzöllen gefühlt. Sie blieben aber nominell. Die rasche Vermehrung der Bevölkerung, vieler fruchtbarer Boden, der noch urbar zu machen war, die Erfindungen hoben natürlich zunächst auch die Agrikultur. Es kam ihr namentlich zustatten der Krieg gegen Napoleon, der ein förmliches Prohibitivsystem für sie bildete. 1815 aber zeigte sich, wie wenig die „Produktivkraft“ der Agrikultur wirklich gestiegen war. Ein allgemeiner Schrei erhob sich unter Grundbesitzern und Pächtern, und die jetzigen Korngesetze wurden gegeben. Es liegt in dem Wesen der modernen Fabrikindustrie, erstens die Industrie dem einheimischen Boden zu entfremden, indem sie hauptsächlich ausländische Rohstoffe bearbeitet und auf dem auswärtigen Handel beruht. Es liegt in ihrem Wesen, die Bevölkerung wachsen zu machen in einem Verhältnis, dem unter dem Privateigentum die Exploitation des Bodens nicht entspricht. Es liegt ferner in ihrem Wesen, wenn sie die Korngesetze erzeugt, wie sie es bisher in Europa immer getan hat, durch die hohe Rente und den fabrikmäßigen Betrieb des Grundeigentums die Bauern in die allerelendsten Proletarier zu verwandeln. Gelingt es ihr dagegen, die Korngesetze zu verhindern, so setzt sie eine Masse Bodens außer Bebauung, unterwirft die Getreidepreise äußern Zufällen und entäußert das Land völlig, indem sie seine notwendigsten Lebensmittel von dem Handel abhängig macht, und löst das Grundeigentum als eine selbständige Eigentumsquelle auf Letzteres ist der Zweck der Anti-Corn-Law-League in England und der Antirent-Bewegung in Nordamerika, denn die Grundrente ist der ökonomische Ausdruck des Grundeigentums. Die Tories machen daher beständig auf die Gefahr aufmerksam, England für seine Lebensmittel z. B. von Russland abhängig zu machen.

Die große Fabrikindustrie – natürlich ganze Länder, die ungeheuer viel Land noch urbar zu machen haben, wie Nordamerika, und die Schutzzölle vermehren doch nicht gar etwa den Umfang des Bodens, zählen hier nicht – hat durchaus die Tendenz, die Produktivkraft des Grund und Bodens, sobald dessen Exploitation eine gewisse Stufe erreicht hat, zu lähmen, wie anderseits der fabrikmäßige Betrieb des Ackerbaus die Tendenz hat, die Menschen zu verdrängen und – alles natürlich innerhalb gewisser Grenzen – in Weideland zu verwandeln, so dass an die Stelle des Menschen das Vieh tritt.

Ricardos Lehre von der Grundrente reduziert sich in wenigen Worten dahin: Die Grundrente trägt nichts zur Produktivität des Bodens bei. Ihr Steigen ist im Gegenteil der Beweis, dass die Produktivkraft des Bodens fällt. Sie wird bestimmt nämlich durch das Verhältnis der exploitierbaren Ländereien zur Bevölkerung und zum Zivilisationsstand überhaupt. Der Getreidepreis wird bestimmt durch die Produktionskosten des unfruchtbarsten Bodens, dessen Kultivierung (Bebauung) das Bedürfnis der Bevölkerung erheischt. Muss man zu Boden von geringerer Qualität seine Zuflucht nehmen, oder müssen Portionen des Kapitals mit minderem Ertrag auf dasselbe Grundstück verwandt werden, so verkauft der Grundeigentümer des unergiebigerem Bodens sein Produkt so teuer, wie der Bebauter des schlechtesten Bodens. Er steckt die Differenz zwischen den Produktionskosten des letztem Bodens und des fruchtbarem in seine Tasche. Je unergiebigerer Boden also in Kultur gesetzt wird, oder je unproduktiver (unergiebiger) zweite, dritte Portionen des Kapitals auf dasselbe Grundstück verwandt werden, je mehr, mit einem Wort, die relative Produktivkraft des Bodens abnimmt, um so höher steigt die Rente. Die Erde allgemein fruchtbar gedacht, [...]

IV. Herr List und Ferrier

Ferriers, sous-inspecteur des douanes unter Napoleon, Buch: „Du gouvemement considéré dans ses rapports avec le commerce“, Paris 1805, ist die Schrift, die Herr List abgeschrieben hat. Es ist kein einziger Grundgedanke in seinem Buch, der hier nicht gesagt ist und besser gesagt ist.

Ferrier war Beamter von Napoleon. Er verteidigte das Kontinentalsystem. Er spricht nicht von Protektionssystem, sondern von Prohibitivsystem. Er ist weit entfernt, Phrasen zu machen über eine Union aller Völker oder über den ewigen Frieden im Innern. Er hat natürlich auch noch keine sozialistischen Phrasen. Wir werden einen kurzen Auszug aus seinem Buch geben, um den Leser über die geheime Quelle der Listschen Weisheit aufzuklären. Wenn Herr List den Louis Say verfälscht, um ihn als seinen Bundesgenossen machen zu können, so zitiert er dagegen den Ferrier nirgends, den er überall abgeschrieben hat. Er wollte den Leser auf eine falsche Fährte leiten.

Wir haben schon Ferriers Urteil. über Smith zitiert. Ferrier schließt sich auch noch ehrlicher dem alten Prohibitivsystem an.

Staatseinmischung. Ökonomie der Nationen

„Es gibt eine Ökonomie und eine Verschwendung (prodigalité) der Nationen, aber eine Nation ist nur verschwenderisch oder ökonomisch in ihren Relationen mit andern Völkern“. (Ferrier) p. 143.

„Es ist falsch, dass die vorteilhafteste Anwendung eines Kapitals für den, der es besitzt, notwendig auch die vorteilhafteste sei für die Industrie … weit entfernt, dass das Interesse der Kapitalisten sich mit dem allgemeinen vereinigt finde, ist es fast immer mit ihm (im) Gegensatz.“ p. 168,169.

„Es existiert eine Ökonomie der Nationen, aber sehr verschieden von der Smithschen. Sie besteht darin, fremde Produktionen nur zu kaufen, solange sie dieselben mit den eignen zahlen kann. Sie besteht manchmal darin, sich ihrer absolut zu entschlagen“. p. 174, 175.

Die produktiven Kräfte und der Tauschwert

„Die Prinzipien, welche Smith gegeben (gelegt, posés) hat, über die Ökonomie der Nationen haben alle zur Grundlage die Unterscheidung zwischen der produktiven und unproduktiven Arbeit... Diese Unterscheidung ist wesentlich falsch. Es gibt keine unproduktive Arbeit.“ p. 141

„Er“ (Garnier) „hat im Silber nur den Wert des Sübers gesehn, ohne auf seine Eigenschaft zu reflektieren, die es hat, als Süber die Zirkulation aktiver zu machen und folglich die Produkte der Arbeit zu vermehren.“ (p. 18) „Wenn die Regierungen daher dem Abfluss des Geldes zu prävenieren suchen... so ist dies nicht seines Wertes wegen... sondern“, weil „der Wert der für es erstattet wird, in der Zirkulation nicht dieselben Effekte hervorbringen kann..., weil es nicht bei jeder Transition eine neue Schöpfung bestimmen kann.“ p. 22, 23. „Das Wort Reichtum, angewandt auf das Geld, welches als Geld zirkuliert, muss verstanden werden von den Reproduktionen, die es erleichtert,… und in diesem Sinne bereichert sich ein Land, wenn es sein Geld vermehrt, weil mit dieser Vermehrung des Geldes alle produktiven Kräfte der Arbeit wachsen“, p. 71. „Wenn man sich sagt, dass ein Land die Revenue von zwei Milliarden ausgeben (dépenser) kann,... versteht man, dass es die Mittel hat, mit diesen 2 Milliarden eine 10 Mal, 20 Mal, 50 Mal größere Zirkulation in Werten zu unterhalten oder, was dasselbe ist, dass es diese Werte produzieren kann. Nun, diese Produktionsmittel die es dem Gelde schuldet, nennt man Reichtum.“ p. 22.

Man sieht: Ferrier unterscheidet den Tauschwert, den das Geld hat, von der Produktivkraft des Geldes. Abgesehn davon, dass er die Produktionsmittel überhaupt Reichtum nennt, war ohnehin nichts leichter, als den Unterschied, den Ferrier zwischen dem Wert und der Produktivkraft des Geldes macht, auf alle Kapitalien anzuwenden.

Aber Ferrier geht noch weiter, er verteidigt das Prohibitivsystem im allgemeinen damit, dass es den Nationen ihre Produktionsmittel sichre:

„So sind die Prohibitionen jedes Mal nützlich, wenn sie den Nationen die Mittel erleichtern, ihren Bedürfnissen zu subvenieren... Ich vergleiche eine Nation, welche auswärts mit ihrem Gelde Waren kauft, die sie selbst fabrizieren kann, obwohl minder gut, einem Gärtner, der, unzufrieden mit den Früchten, die er erntet, sich mehr succulents kaufen würde bei seinem Nachbarn, indem er ihnen im Austausch seine Garteninstrumente gebe“, p. 288. „Der auswärtige Handel ist jedes Mal vorteilhaft, wenn er die produktiven Kapitalien zu vergrößern strebt. Es ist ungünstig, wenn er, statt die Kapitalien zu vervielfachen, ihre Veräußerung erheischt“, p. 395-396.

Agrikultur, Manufaktur, Handel

„Das Gouvernement, muss es den Handel und die Fabriken vorzugsweise vor der Agrikultur begünstigen? Diese Frage ist noch eine deren, worüber die Gouvernements und die Schriftsteller sich nicht vereinigen können“. p. 73.

„Die Fortschritte von Industrie und Handel hängen zusammen mit denen der Zivilisation, der Künste, der Wissenschaften, der Schifffahrt. Das Gouvernement, das fast nichts kann für die Agrikultur, kann fast alles für die Industrie. Wenn die Nation Gewohnheiten oder Geschicke hat, fähig, ihre Entwicklung aufzuhalten, muss es alle seine Mittel anwenden, um sie zu bekämpfen.“ p. 84.

„Das wahre Mittel, den Ackerbau zu encouragieren ist, die Manufakturen zu encouragieren.“ p. 225.

„Ihre Domäne“ (die der Industrie, worunter Herr Ferrier die Manufaktur versteht) „ist weder begrenzt in ihren Vorschritten noch in ihren Mitteln der Vervollkommnung... Weit wie die Imagination, mobil und fruchtbar wie sie, hat ihre schöpferische Macht keine Grenzen, als die des menschlichen Geistes selbst, wovon sie täglich einen neuen éclat empfängt.“ p. 85.

„Die wahre Quelle des Reichtums für eine Agrikultur-Manufaktur-Nation ist die Reproduktion und die Arbeit. Sie muss ihren Kapitalien diese Anwendung geben und darauf denken, ihre eignen Waren zu transportieren und zu verkaufen, ehe sie sich damit beschäftigen kann, die der andren zu transportieren und zu verkaufen.“ p. 186. „Vorzugsweise dem innern Handel, der lange dem Austausch von Volk zu Volk vorgegangen, muss man dieses Wachstum in dem Reichtum des Menschen zuschreiben“, p. 145.

„Nach Smith selbst gibt von 2 Kapitalien, eins im Inländischen, das andre im Ausländischen angelegt, das erste der Industrie des Landes 24 mal mehr soutien und Aufmunterung.“ p. 145-146.

Herr Ferrier sieht aber wenigstens ein, dass der innere Handel ohne den äußern nicht bestehn kann. I.e. (p. 146) „Lasst einige Privatleute aus England 50 000 Stück Samt kommen lassen, und sie werden bei diesem Handel viel Geld gewinnen und sehr gut ihre Waren platzieren. Aber sie reduzieren die heimische Industrie und setzen 10 000 Arbeiter außer Brot“, p. 170, cf. p. 155, 156.

Herr Ferrier macht, wie List, auf den Unterschied der Manufaktur- und Handelsstädte von den nur konsumierenden Städten aufmerksam, vgl. p. 91, ist aber wenigstens so ehrlich, dabei auf Smith selbst zu verweisen. Er verweist auf den Herrn List so beliebten Methuenvertrag[11*] und die bei dessen Beurteilung von Smith angewandte Subtilität. p. 159. Wir haben schon gehört, wie seine Beurteilung Smiths im allgemeinen fast wörtlich mit der Beurteilung Lists zusammenfällt. Sieh ebenso über den Transporthandel p. 186 et passim.

Der Unterschied von Ferrier und List ist, dass der eine zugunsten eines weltgeschichtlichen Unternehmens – des Kontinentalsystems -, der letztre zugunsten einer kleinlichen, schwachköpfigen Bourgeoisie schreibt. Man wird zugeben, dass in nuce der ganze Herr List in den zitierten A[uszügen] Ferriers enthalten ist. Nimmt man nun noch die Phrasen hinzu, die er aus der seit Ferrier stattgefundenen Entwicklung der Nationalökonomie entlehnt, so bleibt ihm bloß das hohle Idealisieren, dessen Produktivkraft in Worten besteht – und die [...] Heuchelei des nach der Herrschaft strebenden deutschen Bourgeois.

Anmerkungen der Herausgeber

[1*] F. List: Das nationale System der politischen Ökonomie 1. Band: Der internationale Handel, die Handelspolitik und der deutsche Zollverein, Stuttgart/Tübingen 1841

[2*] Cours complet d'économie politique pratique. Volume compliméntaire. Mélanges et correspondance d'economie politique: ouvrage posthume de J. -B. Say, publié par Charles Comte, son gendre, Paris 1833.

[3*] er sechs Kinder zu versorgen hatte und kaum vermögend war…

[4*] „Der Reichtum besteht nicht in den Dingen, die unsere Bedürfnisse oder unsere Neigungen befriedigen, sondern in dem Vermögen, sie das ganze Jahr über genießen zu können“.

[5*] L.Say: Etudes sur la richesse des nations et réfutation des principales erreurs en Economic politique, Paris 1836.

[6*] „Obgleich der Reichtum nicht in den Dingen besteht, die unsere Bedürfnisse oder unsere Neigungen befriedigen, sondern im Einkommen oder in dem Vermögen, sie das ganze Jahr über genießen zu können. “

[7*] D. Ricardo: Des principes de l'économie politique et de l'impot. Traduit de l'anglais par Constancio avec des notes explicatives et critiques par J.-B. Say. Seconde édition, T. 1, Paris 1835

[8*] J, -C. -L. Simonde de Sismondie: Nouveaux principes d'économic politique ou de la richesse dans ses rapports avec la population, Seconde édition, T. 2, Paris 1827.

[9*]A. Ure: Philosophie des manufactures, ou économic industrielle. Traduit sous les yeux de 1'auteur, T. I, Paris 1836

[10*] J. F. Bray: Labour's wrong and labour's remedy; or, the age of might and the age of right, Leeds 1839.

[11*] Englisch-portugiesischer Handelsvertrag aus dem Jahre 1703 (benannt nach dem englischen Diplomaten Methuen)

 


Zuletzt aktualisiert am 13.2.2005